Mittwoch, 3. Dezember 2025

"Das Auto und die Einbetonierung des 'There is no alternative'" - Vortrag an der Uni Siegen, 5.12

 


Ich darf bei der Konferenz "Mobility, Affect and Cooperative Media" an der Universität Siegen am 5.12. über "Das Auto und die Einbetonierung des 'There is no alternative'" sprechen. Unten findet ihr die Konferenzbeschreibung und ich freue mich auf die Diskussionen!


"Individuelle Affekte wachsen nicht im Stillen – sie entstehen im Gewebe kultureller Normen und sozialer Erwartungen. Doch nicht nur kulturelle Normen sind Mediatoren unserer Selbst: Ebenso fungieren Technologien, Artefakte und Werkzeuge als solche. Diese kooperieren und interagieren mit uns, sie erweitern und verlängern uns, verstärken oder dämpfen Affekte. Die Grenzen dessen, womit wir uns emotional identifizieren oder verbunden fühlen, reichen über das physische Selbst hinaus und umfassen externe Objekte, die dadurch Teil der eigenen emotionalen Landschaft werden. Dadurch wirken Angriffe auf diese Objekte wie persönliche Affronts – etwa im Kontext von Mobilität, wo das Auto als Erweiterung des privaten Raums wahrgenommen wird (siehe Katz, 1999). Das zeigt sich ebenso in Kampagnen gegen das Tempolimit („Tempolimit? NEIN Danke“), die liebgewonnene Praktiken trotz des Potenzials zur CO₂-Reduktion leidenschaftlich verteidigen.

Während Katz affektive Dynamiken als körper- und technikvermittelte Prozesse beschreibt, die nicht zwingend in neue politische Handlungsmöglichkeiten münden, möchten wir im Workshop ergänzende Perspektiven eröffnen. Anhand konkreter empirischer Beispiele wollen wir untersuchen, inwiefern affektive Prozesse durchaus als Ansatzpunkt für bislang wenig beachtete politische Potenziale verstanden werden können. Katz zeigt am Beispiel des Ausrastens beim Autofahren einen Vorgang der Normalisierung, der zwar emotionale Reflexivität freisetzt, aber sogleich wieder unterbindet. Diese stünde dann als politische Ressource nicht mehr zur Verfügung. Ließe sich Normalisierung nach diesem Schema generalisieren, wäre es um die Politisierbarkeit (hier: des Straßenverkehrs) schlecht bestellt. Wo Infrastrukturen des motorisierten Individualverkehrs (wie in Los Angeles) dominieren, nehmen technisch vermittelte Interaktionen einen Verlauf, der die Entstehung und Aufrechterhaltung öffentlicher Räume unmöglich macht. Anderenorts ist das Spannungsverhältnis zwischen Affekten, Artefakten und Mobilität – insbesondere im Hinblick auf deren mögliche Politisierung − noch empirischen Untersuchungen zu unterziehen.

In unseren alltäglichen Mobilitätspraktiken werden wir durch materielle und immaterielle Artefakte wie Fahrräder, Autos, Tempolimits, Flugzeuge und den notorisch verspäteten Zug vermittelt und affektiv tangiert. All diese Objekte rufen Affekte wie Widerstand, Wut, Zuneigung, Schuld, Gefühle der Zugehörigkeit oder Ablehnung hervor und können politisch konnotiert sein (zum Beispiel Fahrrad, siehe Bee et al. 2022). Die Bewegungspraktiken materieller und sensitiver Körper in sozial hochgradig determinierten Räumen erzeugen komplexe Affekte. Mobilität wird umgekehrt auch über Affekte reguliert, etwa durch halb- oder unbewusste Orientierungen und Vermeidungsstrategien. Affekte bestimmen etwa den Radius, die Qualität der Bewegungsform, kennzeichnen aber auch das Beharrungsvermögen von petrobasierten Verkehrsmitteln, die habitualisiert sind und infrastrukturell gestützt werden. Körper, die sich in Öffentlichkeiten bewegen, sind affektive Körper, sie teilen sich Räume und stellen Öffentlichkeiten her. Ihre unterschiedlichen Positionierungen, etwa durch Geschlecht, Rassifizierung und Be_hinderung machen sie unterschiedlich vulnerabel. Körper orientieren sich auch über Affekte, z. B. durch sensorische Erfahrungen, die in gefährlichen Verkehrsräumen wie dem motorisierten Straßenverkehr von Radfahrenden und Fußgänger:innen gemacht werden, aber auch in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese sind nicht immer einzelnen, klar trennbaren Emotionen zuzuordnen, sondern sprechen komplexe Affektlagen an, die verschiedene Sinne involvieren und verschiedene sensuelle Vermögen aktivieren.

Der Workshop erkundet den Zusammenhang von Mobilitätstransformationen und Affektdynamiken. Dafür bringt er verschiedene Ansätze zusammen, die sich sowohl mit (Makro-) Diskursen als auch mit (mikroskopischen) Beobachtungen zu Affekten auseinandersetzen. Es geht um Affekte, die durch die Diskurslage ausgelöst werden, und um mikroaffektive Situationen alltäglicher Navigation oder unfallvermeidender Manöver − insbesondere im Fall von Fahrrad- und Fußmobilität."

--> zur Konferenz 

 

Freitag, 28. November 2025

How to free a country of all cars - Interview with the French Forum Vies Mobiles


France continues to amaze me. Where in most countries even radicals find a demand for "zero cars" too strategically hazardous, in France there is a state-funded think tank that calmly works out technocratic plans how to make la patrie completely car-free. I was at the presentation of their "système alternatif de mobilité " in September and could not believe my eyes when ministers, parliamentarians and CEOs sat on stage and applauded to the presentation. Hell was I under-dressed at that party. I have now done an interview with the Forum Vies Mobiles in German in the taz to make their work a little more known outside of France.

--> find the interview here.


Freitag, 21. November 2025

Durchlöchert den Status Quo! & Let's Get Sick With it! - two talks in Zürich

I will be giving two talks in Zürich in the next two weeks!

First, on 27th of November I will talk about the Toxic Temple with Anna Lerchbaumer at the ZHDK Interaction Design Class invited by Rasa Weber - more info here.  


Second, a week later on the 3rd of December, I will speak about our ZAD-book "Durchlöchert den Status Quo" at L200 invited by Hans Widmer aka. P.M. - you can find it here.


Mittwoch, 5. November 2025

Der 5. November: Ein Feiertag für das Klima?

 


Pünktlich zum heutigen Zwentendorf-Feiertag ist auch mein politisch-programmatischer Text dazu im Tagebuch erschienen! Das volle Programm des Zwentendorf-Feiertags heute im Wiener Volkskundemuseum findet ihr hier: https://www.volkskundemuseum.at/zwentendorf-feiertag_2025-11-05

--> und den Text im Tagebuch hier <--

Samstag, 1. November 2025

Zwentendorf-Feiertag @ Radio Orange, trotz allem - das politische Journal

 

"Kultivieren wir den Wert der gemeinsamen Absage von modern-fossilistischen Verheißungen und feiern einen, vier, neun ökologische Feiertage für mögliche Zukünfte!"

Gestern um 20h durfte ich eine Stunde mit Jutta Matysek über den Zwentendorf Feiertag und seine längerfristige politische Vision diskutieren. Nachzuhören hier: cba.media/741661



Dienstag, 28. Oktober 2025

"Als fast alle Ökos waren" - Text on Zwentendorf-Holiday in skug


"Die allermeisten Menschen haben zwar heutzutage anerkannt, dass wir uns in einem schleichenden Klimakollaps befinden. Trotzdem ändert sich viel zu wenig – und wenn, dann zurzeit eher zum Schlechteren: hin zum Abdriften in autoritäre und faschistische Diktaturen und zum immer zynischeren Ausquetschen der letzten fossilen Jahre einer immer kleiner werdenden Elite von Reichen. In dieser misslichen Lage braucht es neue, positive Bezugspunkte. Denn die Ökologiebewegung wird heute landläufig mit Leiser-Treten, Verzicht-Üben und Hausaufgaben-Machen assoziiert. Diese Konnotation hemmt die bitter notwendige Veränderung unserer Gesellschaft, da sie weder Euphorie, Hoffnung, noch Gemeinsamkeitsgefühl hervorrufen kann – ein gefundenes Fressen für autoritäre Demagog*innen."

--> I have published a new text on the upcoming Zwentendorf-Feiertag / Cancellation Day in skug <-- 

Sonntag, 26. Oktober 2025

Artistic Work Presentation @ Climate Lectures of the MaxPerutzLabs

I had the chance to present my current artistic/activist trajectory from the Toxic Temple to the Zwentendorf-Feiertag (Cancellation-Day) at the Climate Lectures of the MaxPerutzLab. Furthermore, I could discuss the role of cultural work in times of climate collapse with Leo Fidjeland from the Nonhuman Nonsense Collective. You can now listen to the talk and our conversation here: